Die Geschichte der Entstehung der Elektrotechnik

So sehr die Elektrik bzw. die Elektrotechnik heute nicht mehr aus unserem Leben hinwegzudenken ist, hat sie doch einmal klein angefangen. Mit ihr begann auch der Siegeszug des Elektrikers, ohne den die Elektrik niemals einen Platz in unser Leben gefunden hätte. Schauen wir uns also einmal an, woher die Elektrik und der Elektriker eigentlich kommen und wie sie sich zu dem entwickelt haben, was wir heute kennen.

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Wo ist der Beginn der Elektrotechnik?

Wer jetzt denkt, die Elektrotechnik hat bereits im 19. Jahrhundert begonnen, liegt damit doch sehr weit daneben. Während der Gedanke, dass der Strom und mit ihm die Elektrik sich um oder nach dem Jahr 1800 entwickelt hat, nahe liegt, geht die Elektrik doch noch ein paar Hundert Jahre weiter zurück.

Im Jahre 1570, ja richtig, fünfzehnhundertsiebzig, verhalf William Gilbert der Elektrik, die Bühne der Welt zu betreten. Dafür baute er das erste Elektroskop. Damit wollte er die Eigenschaften verschiedener Stoffe untersuchen. Vor allem ging es ihm dabei um die Reibungselastizität.

Unter anderem arbeitete William Gilbert mit Bernstein, Edelsteinen und Glas. Geriebenes Bernstein war seit dem Mittelalter bekannt und William Gilbert entdeckte, dass Edelsteine und Glas bei der Reibung das gleiche Verhalten zeigten. Dabei nannte er die Materialien „elektrics“, denn „elektron“ war das griechische Wort für Bernstein.

William Gilbert beobachte auch die Kräfte, die bei der Reibung wirken. Diese benannte er „Vis Electrica“. Dazu kam der italienische Physiker Alessandro Volta. Er erfand um das Jahr 1800 herum das, was wir heute als elektrische Batterie kennen.

Daraufhin schloss sich eine technische Entwicklung an, die noch immer ihresgleichen sucht. Sie beinhaltet die Bogenlampe, den Morse-Telegrafen und erstreckt sich über das Telefon bis hin zu den Systemen für Kommunikation und Informationstechnik, die wir heute benutzen. Es war 1879 Siemens, der als erster für die Entwicklung das Wort „Elektrotechnik“ verwendete. Er nutzte dies, um die Gründung eines eigenen Vereins vorzuschlagen, der sich der weiteren Entwicklungen in diesem Bereich annehmen konnte.

Wie entstand Elektrotechnik und die Telegrafie?

Am Anfang war die Entwicklung noch von den vorhandenen physikalischen Entdeckungen, den schwachen Stromquellen und dem Denken der Zeit begrenzt. Das führte dazu, dass sich die Entwicklung der Elektrotechnik zuerst einmal in die Richtung der Telegrafen entwickelte.

Der vorhandene Strom war dafür ausreichend und Telegrafen waren nicht wirklich etwas Neues. Sie waren bereits als optische Telegrafen bekannt, die das schnelle Übertragen von Botschaften über Sichtverbindungen ermöglichten. Hier erweiterte die Elektrotechnik die Anwendung, indem nun auch ohne eine Sichtlinie, also auch über größere Entfernungen und bei jedem Wetter und in der Nacht, Signale übertragen werden konnten.

Die Vorteile dieser damals neuen Technologie boten sich anfangs für die staatlichen Nutzer an. Damit konnte die Verwaltung beschleunigt und das Militär besser koordiniert werden. Dazu kamen Unternehmen und Privatpersonen mit ausreichenden finanziellen Mitteln, die sich diese schnelle Kommunikation leisten und von der Geschwindigkeit der Informationsübertragung profitieren konnten.

Wie erfand man Starkstrom und die Industrie dafür?

Industrielle Bedeutung erlangte die Elektrotechnik erst mit dem Starkstrom, der mit besseren Generatoren ab 1880 erzeugt werden konnte. Dieser machte es möglich, dass Elektromotoren, Galvanoplastik und Beleuchtungssysteme eine immer stärkere Bedeutung gewannen.

Bogenlampen sorgten für grelles Licht in den Straßen und auf Plätzen, wenn es Nacht wurde. Nun schaffte die Elektrik in den Häusern ebenfalls mehr Durchblick. So richtig deutlich wurde der Siegeszug der Elektrotechnik dann mit dem Aufkommen der Straßenbahnen, die mit dem Strom betrieben werden konnten.

Bereits im Jahre 1900 tummelten sich verschiedene Unternehmen und bekannte Namen auf dem Spielfeld der Elektrotechnik. Dazu gehörten in Deutschland die Unternehmen AEG und Siemens. In Ungarn tat sich Ganz & Co. hervor, während in der Schweiz das Unternehmen Brown, Boveri & Cie. auftrat.

Natürlich blieb auch die USA nicht außen vor. Hier waren es Edison, Thomson und Westinghouse, die das Spielfeld beherrschten. Mit diesen kam es auch zu einer Auseinandersetzung im Hinblick auf die Übertragungssysteme. Dabei ging es darum, ob dem Wechselstrom oder dem Gleichstrom der Vorzug gegeben werden sollte. Während die Entwicklung sehr schnell voranschritt, wurde in den deutschen Technischen Hochschulen die Elektrotechnik als eine ingenieurwissenschaftliche Disziplin erschaffen.

Welchen Weg machten Elektriker von der Tradition bis zur Moderne?

Die Elektrotechnik setzte sich nicht nur durch, sondern sie ermöglichte viele Annehmlichkeiten des Lebens und Entwicklungen in der Industrie. Damit wurde die Gesellschaft mehr und mehr von dem Strom abhängig. Das bedeutete aber auch, dass die Fähigkeiten eines Elektrikers und das damit verbundene Wissen ebenso an Bedeutung gewannen.

Der Strom als Energiequelle bringt nicht nur die Elektrizität, mit der sich all die neuen Wundermaschinen betreiben ließen. Er war auch von Natur aus sehr gefährlich und musste mit Respekt behandelt werden.

Das bedeutete, dass mit der Verbreitung der Elektrotechnik auch die Personen kommen mussten, die den Strom bzw. dessen Verteiler- und Nutzungssysteme entsprechend handhaben konnten. Neben der Sicherheit geht es auch darum, dass die Elektrizität effizient genutzt wurde, um das Meiste aus der Energie herauszuholen. Damit musste der Handwerker, der sich damit auskannte, gleich in doppelter Hinsicht tätig werden. Er musste dafür sorgen, dass der Strom so genutzt wurde, dass es zu keiner Verschwendung kam, und auch so, dass dabei keine Gefährdungen für andere auftraten.

Aus diesen Notwendigkeiten entstand der neue Handwerkerberuf, der sich von den anderen Handwerksbereichen abhebt, indem er mit der neuen Elektrizität arbeitete. Dabei ging es gerade am Anfang vor allem um die Installation und Wartung der Beleuchtungssysteme und der Energiesysteme, die die Beleuchtung mit Strom versorgten.

Wie hat sich Elektrotechnik entwickelt?

Mit der fortschreitenden Entwicklung der Elektrotechnik nahmen auch die verschiedenen Anwendungsgebiete immer mehr zu. Damit erweiterte sich auch das Handlungsspektrum des Elektrikers. Ging es am Anfang um Beleuchtung und Energieversorgung, kamen schnell industrielle Maschinen dazu. Dazu gesellten sich dann Haushaltsgeräte, sodass der Elektriker immer gefragter wurde und bald auch die Notwendigkeit aufkam, eine Spezialisierung für den Beruf auszuwählen.

Elektriker mussten nun alle die Grundlagen der Elektrizität zu erlernen. Danach ging es darum, mit der zügigen technologischen Entwicklung schrittzuhalten. Das wurde erreicht, indem Elektriker ihre Spezialisierungen wählten. Die Spezialisierungen wurden dann selbst verfeinert und mit den neuen Erfindungen angepasst. Das wiederum wurde in Weiterbildungen den Elektrikern vermittelt.

Damit wurde der Beruf des Elektrikers schnell zu einem Betätigungsfeld, indem das Lernen niemals aufhörte. Ständig mussten die Inhalte der Ausbildungen auf den neuesten Stand gebracht werden und die Elektriker mussten selbst neue Ausbildungen durchlaufen, um von der Entwicklung nicht abgehängt zu werden.

Bis heute ist diese ständige Aktualisierung des Berufes ein charakteristischer Bestandteil des Daseins als Elektriker. Von Transistoren bis zum Smart-Home konnten damit Elektriker ihre Relevanz beibehalten und neue Technologien sicher und effizient einsetzen.

Die Elektriker waren mit ihrer Arbeit ausschlaggebend, das moderne Gesellschafts- und Wirtschaftsleben zu ermöglichen. Nur sie sind es, die dafür sorgen, dass der Strom immer und in der richtigen Weise zur Verfügung steht.

Der Elektrikerberuf hat auch den Übergang von der industriellen Ära zur digitalen Ära gemeistert. Heute sind Elektriker in der Lage, mit elektronischen und digitalen Technologien umzugehen. Damit sind sie auch weiterhin sehr wichtig für unser Leben und müssen sich auch weiterhin ständig fortbilden, um mit der wandelnden Technik und Entwicklung mitzuhalten.

Ist es die Tradition der Zünfte?

Der Elektrikerberuf ist Teil des Handwerks und damit geprägt von der Kultur der Zünfte. Auch wenn die Elektrotechnik erst nach der Ära der Zünfte aufkam, haben diese noch immer ihre Bedeutung. Sie stehen mit ihren Zunftzeichen für die Qualität der Arbeiten und das Vertrauen in den Handwerker und bilden damit ein Siegel für dessen Wirken.

Die Zunftzeichen sind mit den einzelnen Gewerken verbunden und auch die Elektriker zeigen sie auf ihren Werkzeugen, der Arbeitskleidung und mitunter sogar auf Gebäuden. Damit weißt der Elektriker sein Fachwissen nach, sodass er sie mit Stolz zeigt.

Wie erfolgt der Sprung zu den erneuerbaren Energien und dem Smart-Home?

Bis heute ist der Beruf des Elektrikers dynamisch und technologisch orientiert. Tatsächlich ist er gerade heute, wo die Entwicklung noch schneller voranschreitet, sogar dynamischer und technologischer als jemals zuvor.

Das gilt insbesondere mit der immer stärkeren Digitalisierung der Gesellschaft. Mit dem Smart-Home, Smartphone, Computern, Internet und mehr ist die Vernetzung immer mehr gegeben, sodass der Elektrizität und der Elektrotechnik eine auch weiterhin ständig wachsende Bedeutung zukommt.

Der Elektriker steht hier mitten im Geschehen, denn er bringt den Strom zum Nutzer und er sorgt dafür, dass die Geräte ihre Arbeit richtig, effizient und sicher verrichten. Damit ist auch hier der Fortschritt noch immer vom Handwerk und damit der Arbeit des Elektrikers abhängig.

Was sind die Herausforderungen damals und heute?

Mit der Entwicklung stiegen nicht nur die Anzahl der Systeme und Geräte, sondern damit einhergehend auch die Herausforderungen, mit denen ein Elektriker fertigwerden musste. Wobei am Anfang die Energieversorgung von Morsegeräten und die Übertragung der Signale sichergestellt wurde, geht es heute um Roboter und Automatisierungssysteme. Dabei stieg die Spannung kontinuierlich, sowohl was den Strom als auch die Arbeit anbelangt, was auch die Anforderungen an die Sicherheit ständig erhöhte.

Heute stehen Produktionsanlagen, Versorgungseinrichtungen, die Energieversorgung und alle Bauwerke im Fokus – vom Einfamilienhaus über Fabrikhallen bis hin zu Flugplätzen. Die Stromversorgung muss geplant und sichergestellt werden. Versorgungssysteme müssen installiert werden. Automatische Anlagen, Industriesysteme, Telefone und Kommunikationsgeräte müssen eingerichtet werden.

Elektriker müssen dies beherrschen und das unabhängig vom Gerätetyp, dem Gebäude oder den Anlagen. Dabei kann das Konfigurieren oft genug auch das Programmieren der Anlagen beinhalten. Ein Elektriker muss diese in Betrieb nehmen und die einwandfreie Funktion sicherstellen. Was damals für die Straßenbeleuchtung galt, trifft heute ebenso auf die komplexen Geräte an Flughäfen und vieles mehr zu.

Damit sind die Elektriker auch immer wieder die Ansprechpartner, wenn es zu Störungen kommt oder der Betrieb verbessert bzw. effizienter gestaltet werden muss. Das schließt dann das Prüfen, Reparieren und Nachrüsten der Anlagen mit ein.

Für all das brauchten und brauchen Elektriker ein gutes Vorstellungsvermögen und die Fähigkeiten, komplexe Systeme zu analysieren. Für die Arbeiten mit den teils kleinen Bestandteilen der Geräte brauchen sie eine gute Augen-Hand-Koordination. Auch müssen sie viel Verantwortungsbewusstsein mitbringen, denn sie arbeiten mit Strom, der gefährlich ist, Geräten, die sehr teuer sind und Systemen, die dazu da sind, die Menschen mit Energie zu versorgen.

Um diesen Herausforderungen Rechnung zu tragen, beträgt die Dauer der gewöhnlichen Ausbildung zum Elektriker 3,5 Jahre. Das schließt eine Gesellenprüfung in zwei Teilen mit ein. Der erste Teil wird nach dem zweiten Ausbildungsjahr durchgeführt und der zweite findet am Ende der Ausbildung statt.

Danach sammeln Elektriker Erfahrungen und sie können sich weiter spezialisieren. Auch stehen ihnen die Wege zum Meister, zum Beispiel dem Elektromeister Industrie bzw. zum Hochschulstudium offen, die hier bereits angesprochen wurden.

Fazit

Die Elektrotechnik hat sich nach den ersten Anfängen vor allem in den Bereich der Telegrafie entwickelt. Mit dem Aufkommen des sogenannten Starkstroms verbreitete sie sich auch in der Industrie und von dort immer mehr auch in der Gesellschaft.

Dem Elektriker kam es dabei zu, die Versorgungs- und Beleuchtungssysteme sowie die neu aufkommenden Geräte anzuschließen, zu installieren, zu warten und zu reparieren. Mit der Zunahme der Bedeutung der Elektronik erweiterte sich auch das Aufgabenfeld des Elektrikers, welches nun viele neue Spezialisierungen gewann.

Auch wenn das Aufkommen des Stromes und der Elektrotechnik nach dem Ende der Ära der Zünfte erfolgte, spielen diese als Gütesiegel noch immer eine Rolle. Daher tragen viele Elektriker noch immer die verschiedenen Logos, die ihre Zunft repräsentieren. Damit beweisen sie ihr fachliches Können und sie bauen Vertrauen im Kunden auf. Mit den neuen Errungenschaften wie Smartphones und dem Smart-Home, eröffnen sich den Elektrikern weitere, neue Betätigungsfelder. Damit haben im Laufe der Zeit die Herausforderungen ständig zugenommen. Diesen wird mit einer immer besseren Ausbildung und einer Gesellenprüfung begegnet. Diese bereiten die neuen Elektriker auf ihre Aufgaben vor. Danach stehen ihnen die Wege zum Meistertitel bzw. zum Hochschulstudium offen.